Narration und Theoriebildung
Am 23. Mai 2012 verteidigte Jutta König, Psychologin im niederländischen Loosdrecht, im Academiegebouw Utrecht vor dem Kollegium der UvH und externen Hochschullehrern erfolgreich ihre Dissertation »Moving Experience – Complexities of Acculturation«.
Dafür erkundete sie empirisch die Theorie des Dialogischen Selbst und erweiterte sie für den Kontext der interkulturellen Sozialisation.
So untersuchte sie die Interaktionen zwischen Karriereberatern und akademisch gebildeten Flüchtlingen.
Dabei zeigte sich, dass Migranten ihr Anderssein verbergen und dass subtile Strategien bei der Auseinandersetzung mit diesen Unterschieden der Entwicklung einer kulturellen Vielfältigkeit im Unternehmen im Wege stehen.
Eigene Methode entwickelt
Rund ein Jahrzehnt hatte Dr. Jutta König berufsbegleitend an ihrer Untersuchung gearbeitet, mit dem Ziel, zum besseren Verstehen multikultureller Positionen und des Sozialisationsprozesses von Migranten beizutragen. Sie entwickelte dazu eine eigene Methode für das Verständnis der Komplexität hybrider Identitäten, die sie Personal Emotional Account of Cultural Experience (PEACE) nennt.
Für ihre Herangehensweise, sowohl narrativ, auf Basis vieler Erzählungen von Migranten, die Problemlage einzufangen, als auch mit den Methoden ihrer Profession zu arbeiten und sie gar zu erweitern, bekam sie von ihrem Promotor (»Doktorvater«) Prof. Dr. Harry Kunneman bei seiner abschließenden Würdigung viel Lob. Er hatte sie gemeinsam mit Prof. Dr. Halleh Ghorashi (Freie Universität Amsterdam) intensiv betreut.
Als Prüfer wirkten bei diesem Verfahren Prof. Dr. Hans Alma (UvH), Prof. Dr. Rosi Braidotti und Prof. Dr. Christien Brinkgreve (Univ. Utrecht), Prof. Dr. Ruben Gowricharn (Univ. Tilburg) sowie Prof. Dr. Hubert Hermans (Radboud Univ. Nijmegen) mit.
Dreistufiges Verfahren
Die Regularien zur Erlangung des höchsten akademischen Abschlusses sind für die Kandidaten meist anstrengend: Man hat in der Regel zwei Betreuer, die als erste die Arbeit prüfen. Danach muss man erst noch von einer Kommission ein positives Urteil erhalten, bei dem die Betreuer nicht stimmberechtigt sind. Abschließend folgt die Möglichkeit zur öffentlichen Verteidigung der Arbeit.
Für die Familienangehörigen und Freunde der Doktorandin sowie für die zahlreichen Berufskollegen war die akademische Auseinandersetzung bei der Disputation sicherlich nicht immer verständlich.
Fachbegriffe wurden diskutiert, methodische Schritte analysiert, Definitionsprobleme erörtert – manche Details wurden recht ausführlich in Augenschein genommen. So erwies sich diese Veranstaltung wie gehabt als eine harte universitäre Prüfung und nicht nur als ein feierliches akademisches Ritual.
Für mich als Teilnehmer in der Corona war es hochinteressant und bereichernd, denn gerade der Brückenschlag vom Narrativen zur berufsorientierten Methodik erwies sich in Juttas Arbeit als eine durchaus empfehlenswerte Vorgehensweise.
Dafür konnte ich ihr beim anschließenden Empfang meinen herzlichen Glückwunsch und Dank zugleich ausdrücken!